Thema grounding

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bernbrue
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Thema grounding

Beitrag von bernbrue »

Hi,
das mit dem Grounding habe ich noch nicht ganz genau verstanden. Erde aus der Steckdose, gelber draht, geht ans Gehaeuse, klar. Pin 1 Input XLR ebenfalls. Wie ist das mit der Masse auf dem PCB, muss ich da auch noch eine Verbindung zum Gehaeuse herstellen? Ich habe beim VK1 board vom Olaf gesehen, das der die Masse vom board extra herausfuehrt und auch aufs Gehaeuse legt. Wie ist das mit dem Centertap z.B. eines 2x18V RKT. Soll der auch aufs Gehaeuse? Gilt das fuer alle Projekte, oder ist das nur bei Roehrenprojekte so. Kann da mal jemand Klarheit schaffen?
Gruss
Bernd

kubi
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Beitrag von kubi »

Hallo Bernd,

deine gesamte Schaltung muss natürlich geerdet werden, dass schließt ein, dass deine Leiterplatine oder Schaltung allgemein auch geerdet ist, sonst "schweben" einige Komponenten auf irgendeinem Potential rum. Am besten ziehst du alle Erden zu einem Punkt in deinem Gehäuse zusammen (Sternmasse).
Achte darauf, das jede Komponente nur einen Weg zur Masse hat, sonst entstehen Masseschleifen und ein schönes Brummen.
Beispiel: Wenn die Kathode geerdet ist und die Heizung an der einen Seite geerdet ist, dann sollten sie trotzdem nicht direkt miteinander verbunden werden, sondern sollten sich nur an dem Sternmassepunkt treffen.
Was soll das ganze Theater? Masse ist in einem Gerät nun mal nicht immer 0Volt. Durch die Masseleitung zur Heizung in dem o.g. Beispiel fließt ein Strom (sagen wir 0,3A), das Kabel hat einen Widerstand (sagen wir 0,1Ohm). Somit sind es zwischen der Masse am Sternmassepunkt und der Masse an der Heizung 0,03V (0,1Ohm * 0,3A) Differenz.
Die Masse an der Kathode hat nun eine andere Differenz zum Sternmassepunkt und somit eine andere Spannung. Wenn du die nun die Massen kurzschließt, fließt ein Strom über diesen Kreis im Kreis, weil - kennen wir aus Physik - hier eine Potentialdifferenz zwischen zwei verbundenen Punkten existiert.
Und noch was, um noch mehr Verwirrung zu stiften: Wer sagt eigentlich, was Null Volt sind? Dass ist nur ein Potential und die Spannung ist eine Potentialdifferenz zwischen zwei Potentialen. Man nimmt einfach nur an, dass das Potential an der gelbgrünen Leitung 0Volt Differenz zur Erde hat. Dank der Leitungslänge und des Gesamtstroms kannst du sicher davon ausgehen, dass das ein ganz anderes Potenzial ist, als z.B. die Erde an deinem Haus, die am Blitzableiter liegt. Da ist also eine Spannung zwischen zwei Erden, die beide meinen, 0V zu sein :roll: Schön verwirrend, oder? :D

Frag mal einen Veranstaltungstechniker mal zu dem Thema. Die Verlegen hunderte von Metern von Kabeln und lassen da richtige Ströme drüberlaufen. Die haben dann EINIGE Volt Differenz, zwischen der "0V-Erde" in der einen Ecke des Raumes und der "0V-Erde" in der anderen Ecke des Raumes.

Und ja, alles gesagte gilt für Röhren, Transistoren und alles andere auch.

Hoffe, das hilft und ich wurde nicht zu ausschweifend (Der Earl-Grey-Tee mit Orangen-Likör-Kandis macht gesprächig :cool:)

Ps: Neben der Sternmasse ist auch der Massebus sehr populär, z.B. in Mischpulten. Das ist dann eine richtig dicke Kupferleitung. Dick, damit sie einen möglichst geringen Widerstand hat und so auch bei großen Strömen die Spannung über den Bus von links nach rechts gering ist, sonst hast du bei Kanal 1 ein anderes Null-Volt-Potential als bei Kanal 64 und wenn du dann zwei Signale von den beiden Kanälen zusammenführst, haben sie eine Spannung zwischen einander auch wenn beide Stille und somit Erde enthalten (sollten).
Darius

kubi
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Beitrag von kubi »

OT: Läuft die Uhr hier im Forum richtig? Schaut mal, wann Bernd seine Frage geschrieben hat und wann ich mein Posting schrieb. Fällt was auf?

Raum und Zeit sind relativ.
Darius

bernbrue
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Beitrag von bernbrue »

Hi Kubi,
tja, das ist ein verruecktes Forum. Manchmal muss man 5 Tage auf eine Antwort warten und manchmal kriegt man eine Antwort, ohne ueberhaupt die Frage gestellt zu haben. :lol:
Vielen Dank fuer deinen Vortrag zum Thema grounding: Ich fasse zusammen:

Sternmassepunkt, daran werden angeschlossen:
1. PIN1 XLR IN
2. Erde aus der Steckdose, gelber Draht
3. Ground PCB**

Aber ist denn Ground PCB nicht schon indirekt ueber den PIN1 XLR IN mit dem Sternmassepunkt verbunden? Hab mir darauf hin mal das GSSL board angeschaut, da ist der Centertap des RKT mit der Masse auf der Platine verbunden, die wiederum ist mit PIN 1 des Input XLR verbunden, welcher ja auch mit dem Sternmassepunkt verbunden wird.

Hier noch zwei kurze Episoden aus Kubis "Kampf der Planeten"
Da ist also eine Spannung zwischen zwei Erden, die beide meinen, 0V zu sein
:)

Und noch eine
Raum und Zeit sind relativ
:cool:

Kubi, moege die Macht mit dir sein
Gruss
Bernd

Solaris
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Beitrag von Solaris »

Hallo,

ich weiß das dieser Thread schon älter ist und das die Antwort schon vor der Frage da war :)
Im Prinzip ist auch alles klar zum Thema grounding. Aber irgendwie bin ich mir doch noch unsicher.
Wenn ich alles Sternmasseförmig erde, dann das Signal symmetrisch aus dem Gerät führe und dieses Signal symmeterisch bleibt, ist alles Ok.
Wird das symmetrische Signal irgendwann unsymmetrisch -zb. Stereoklinkenbuchse <-> Monoklinkenstecker- dann würden ja Minus und Ground gebrückt werden. Das heißt im Prinzip 0 Volt und Minus. Mal abgesehen von Brummproblemen aufgrund von Einstreuungen können dadurch Schäden am Gerät enstehen?

Danke& Gruß
Stefan

Musik ist die Ruhe zwischen dem Lärm

[silent:arts]
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Beitrag von [silent:arts] »

http://www.rane.com/note110.html

persönlich verbinde ich cold nie mit dem Schirm.
wenn ich von sym auf unsym muss lege verbinde ich den Schirm an der unsym Seite NICHT. hot bleibt hot, cold wird an der unsym Seite eben GND.

und ja, es gibt elektrisch symmetrierte Ausgänge die in die Luft fliegen wenn Du cold mit GND brückst. mit einem Lake People symmetrierer habe ich schon einmal eine 32A Messehallensicherung gekillt :wink:
(beim NightEQ könnte das event. auch passieren)

mit Übertragern wäre das nicht passiert ...
volker
olafmatt hat geschrieben:Strom kann tot machen

ognam
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Beitrag von ognam »

versteh ich das richtig?
Wenn die ein und ausgänge Trafo-symmetriert sind, dann darf man ruhig eine mono klinke reinstecken und bekommt kein brummen?

Gruß Jonas

AndreasS
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Beitrag von AndreasS »

Hallo Jonas,

so ist es... - und dies rechtfertigt in entsprechender Umgebung auch den Aufwand, der mit Übertragern entsteht.

Andreas

lars78
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the never ending story... grounding

Beitrag von lars78 »

der threat ist schon was älter, aber ich glaube das passt hier einfach mal gut rein.

Also:
In den meisten Beiträgen zum Thema grounding wird wenn ich mich nicht total irre, immer dazu geraten einen zentralen Ground Point zu haben, und davon aus alles zu grounden.

Ist es sinnvoll die Platinen wie z.B. Netzteilplatinen oder Vx7x Platine und was sonst so an Platinen oder Modulen verbaut ist mit Isolierenden Materialien im Gehäuse zu befestigen, damit diese Platinen "nur ein Masse Potential" über den Ground Anschluß haben ?

Lars
wer anderen eine Bratwurst brät, braucht ein Bratwurst Bratgerät.

AndreasS
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Re: the never ending story... grounding

Beitrag von AndreasS »

lars78 hat geschrieben:... mit Isolierenden Materialien im Gehäuse zu befestigen, damit diese Platinen "nur ein Masse Potential" über den Ground Anschluß haben ?
Hallo Lars,

ja, das ist die einzige richtige Art: nur ein Masseleiter je Verstärker bis zum zentralen Massepunkt.

Gruß Andreas

crisotop
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Beitrag von crisotop »

Konkretes Beispiel:

G-SSL mit "externer" Netzteilplatine und Hardware Bypass PCBs:

- Bypass Pcbs (XLR Pin 1) auf Sternmasse
- Netzteilplatine auf Sternmasse
- G-SSL Platine bereits über 0V von Netzteilplatine auf Masse, keine zusätzliche Sternmasseverbindung mehr

Sehe ich das richtig? Oder wie macht ihr das?

Danke
Christoph

AndreasS
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Beitrag von AndreasS »

Hallo Christoph,

ja, so ist es ratsam. Der Masseleiter jeder Platine (jeder Verstärkerstufe) führt auch Signalströme (auch bei virtueller Masse oder symmetrischer Spannungsversorgung); diese sternförmig am ersten Netzteilelko zusammenführen.

Das Problem bei diesem Massestern ist die Verbindung mit dem Gehäuse: ich taste von diesem Massestern aus über einen Leiter mit Krokodilklemme verschiedene Punkte des Gehäuses nach Brummarmut ab (meistens sind diese in der Nähe der Eingangsbuchsen) und schließe dort das Gehäuse an.

Gruß Andreas

crisotop
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Beitrag von crisotop »

Hört sich nach gutem Trick an, bisher hatte ich meine Sternpunkte immer nahe an der IEC Buchse.

Danke
Christoph

AndreasS
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Beitrag von AndreasS »

crisotop hat geschrieben:...nahe an der IEC Buchse.
Hallo Christoph,

dort wird der Erdleiter (mit einer Drahtstärke, die auch mal die 16 Ampere der Sicherung in der Hausstromversorgung aushalten sollte) und soweit vorhanden, die Schirmwicklung und der Kern des Netztrafos mit dem metallischen Gehäuse verbunden.

Gruß Andreas

jona
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grounding

Beitrag von jona »

hallo Leute ich hätte auch nochmal ne Frage zum Thema...

ich hab mir ein paar Siemens pre´s und eq´s gerackt und verkabelt und habe jetzt ein böses brummen im Signal, das ich nicht wegbekomme...
hinten am Hauptgehäuse hab ich 8 xlr in´s und out´s. von denen ich alle pin1 zusammengeführt und mit dem Hauptgehäuse verbunden habe. Die Gehäuse pins der v276 und w295b´s hab ich ebenfalls zusammengeführt und am selben Punkt mit dem Hauptgehäuse verbunden. dann hab ich alle 0volt pins der 276/w295b´s zusammengeführt und mit 0Volt Netzteil verbunden. Außerdem die 0Volt vom Netzteil ebenfalls mit dem Hauptgehäuse. Stimmt das soweit ?
wenn ich ein Mikro anschliesse und anfasse brummts ziemlich, wenn ich gleichzeitig das Gehäuse anfasse ist das brummen weg.
Die einzelnen Module sind an der Frontplatte mit Schrauben befestigt, sind also auch dort mit dem Hauptgehäuse verbunden. Kann das evtl. der Fehler sein ?

wäre nett wenn mir jemand helfen könnte...

danke

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