Lesen von Übertragerdatenblätter

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maxheadroom
Beiträge: 531
Registriert: So Jul 08, 2007 1:50 pm
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Lesen von Übertragerdatenblätter

Beitrag von maxheadroom »

Hallo Leute,

ich bin auf der Suche nach einem Ausgangsübertrager von einer Röhrenausgangsstufe (Anoden-Basis Schaltung) mit 12AT7.
Zuhause habe ich über die Jahre ein paar Übertrager angesammelt, zwar nict viele aber ein paar sind dabei.
Bei den Haufe Übertragern habe ich ein Problem mit dem lesen der Datenblätter.
Als Beispiel würde ich gerne den RK255/1 nehmen. Auf Kubis Seite kann man das Datenblatt angucken.
Werte wie Turns ratio, Frequency Range, THD, Max. Input Level sind ja noch klar, aber mit den Impedanzen kommen ich nicht ganz klar.
Angegeben wird folgendes:
Turns ratio: 0,5+0,5:1
Prim. Source Impedance: 50 Ohm
Sec. Load Impedance: 3kOhm
....
Impedance: >1,7 kOhm (100Hz)

Wie ist das mit den Impedanzangaben genau zu verstehen?
Die Übersetzungswerte passen mit den Prim/Sec Impedanzen nicht zusammen.

Gruß

Max
freddy get ready, it's time to rocksteady

AndreasS
Beiträge: 439
Registriert: Di Feb 19, 2008 8:09 pm
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Beitrag von AndreasS »

Hallo Max,

die Impedanz von 1,7 kOhm bei 100 Hz sagt, dass die Primärinduktivität im Bereich von 2,7 Henry ist.

Bei einer Frequenz von 20 Hz würde diese Induktiovität eine Impedanz von ca. 350 Ohm darstellen. Der Quellwiderstand sollte wesentlich kleiner sein - laut Datenblatt ca. 50 Ohm.

Zur Bedämpfung der Streuresonanz ist ein sekundärer Belastungeswiderstand notwendig - dieser sollte in der Region von 3 kOhm liegen.

Gruß Andreas

kubi
Beiträge: 2613
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Re: Lesen von Übertragerdatenblätter

Beitrag von kubi »

maxheadroom hat geschrieben:Turns ratio: 0,5+0,5:1
Prim. Source Impedance: 50 Ohm
Sec. Load Impedance: 3kOhm
....
Die Übersetzungswerte passen mit den Prim/Sec Impedanzen nicht zusammen.
Streng gesehen hat ein Übertrager gar keine eigene Impedanz, sondern nur eine Induktivität, aus der sich einiges berechnen lässt, z.B. die untere Grenzfrequenz in Abhängigkeit von der Impedanz - dazu hat Andreas bereits etwas geschrieben.

Die 50Ohm, die der Hersteller als Ausgangswiderstand des Generators angibt, sind nicht übersetzt mit dem Übersetzungsverhältnis zum Quadrat (in diesem Fall 1) die 3kOhm. Die beiden Widerstände bezeichnen nur die Rahmenbedingungen, bei denen sich der Übertrager "wohlfühlt" und gute Messwerte liefert. Also, unwissenschaftlich gesprochen: Welcher Widerstand kommt vor den Übertrager und welcher dahinter.
Der Generator "schaut" in den Übertrager hinein und sieht weiterhin die 3kOhm, mit denen die Sekundärseite abgeschlossen ist und die auf die Primärseite wegen des Übersetzungsverhältnisses von 1 auch als 3kOhm reflektiert werden. Und genau so "schauen" die 3kOhm von hinten in den Übertrager hinein und sehen 50Ohm hinter dem idealen Generator "hängen".

Ein etwas konkreteres Beispiel:
Die Schaltung eines Röhrenverstärkers hat einen Ausgangswiderstand von 2kOhm, ein 8:1-Übertrager übersetzt diese auf ca. 31Ohm, das ist der Ausgangswiderstand des gesamten Geräts. Wird das Gerät an einen 600Ohm-Eingang abgeschlossen, ergibt sich für den Übertrager die folgende Rahmenbedingung:
Turns ratio: 8:1
Prim. Source Impedance: 2kOhm
Sec. Load Impedance: 600Ohm
Wenn du nachrechnest, passen die beiden angegebenen Impedanzen auch nicht mit dem Übersetzungsverhältnis des Übertragers zum Quadrat zusammen, beschreiben aber das Umfeld, in dem der Übertrager arbeitet.
Darius

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